23.09.2022, 17:08 Uhr | Presseartikel des Prignitzer (Von Hanno Taufenbach)

Brot und Brötchen werden teurer, die Leute meckern
Ab Oktober werden die Preise für Brot in den Filialen von Ulf Grünberg steigen. Der Bäckermeister kämpft wie seine Kollegen um die Existenz. Dem Landtagsabgeordneten Gordon Hoffmann (CDU) schildert er seine Situation.

Wirtschaftsminister Robert Habeck weiß nicht, was ein Brötchen kostet. Bäckermeister Ulf Grünberg sagt es ihm: das Körnerbrötchen ab Oktober 80 Cent, das einfache Lenzener 45 Cent. Der Kilopreis für ein Mischbrot beträgt bei Grünberg 4,10 Euro und steigt ab Oktober auf 4,35 Euro. „Eigentlich müsste ich 4,50 Euro und mehr nehmen, aber das geht nicht. Die Leute meckern jetzt schon“, sagt der Lenzener.
Er mache den Kunden keine Vorwürfe, habe Verständnis für ihren Unmut. Schon zu Jahresanfang hatte Grünberg die Preise angehoben und für wie lange die Oktober-Preise gelten werden, könne er nicht seriös sagen. Grund ist ein tödlicher Cocktail aus Preissteigerungen, die insbesondere das Bäckerhandwerk mit voller Wucht treffen.

Gordon Hoffmann besucht Bäcker Grünberg


„Seit Januar sind die Rohstoffpreise um etwa 35 Prozent gestiegen, die Löhne um 25 Prozent und jetzt kommen die Energiepreise“, sagt Grünberg. Sein Zuhörer ist Gordon Hoffmann. Der Prignitzer CDU-Landtagsabgeordnete macht auf seiner Wahlkreistour am Donnerstag Station in Grünbergs Backstube und will mehr Details erfahren.

Grünberg liefert sie ihm. Beispiel Mehl: „In nur einem Jahr stieg der Preis um 100 bis 120 Prozent.“ Ein Grund sei der teure Strom, den die Mühlen in Größenordnungen brauchen. Beispiel Heizöl: 21.000 Liter braucht er im Jahr. „Bisher zahle ich alle 14 Tage rund 10.000 Euro. Jetzt sind es 13.000 Euro.“ Diese 3000 Euro müsse er zusätzlich erwirtschaften. Beispiel Mindestlohn: Im vergangenen Dezember betrug der 9,60 Euro, stieg ab Januar auf 9,82 Euro, im Juli auf 10,45 Euro und ab Oktober beträgt er zwölf Euro. „Ab Oktober werde ich dann 15.000 Euro mehr Lohnkosten jeden Monat haben“, sagt Grünberg. Von einem Euro Umsatz seien 50 Cent Personalkosten. „Um die Lohnkosten auszugleichen müsste ich 30.000 Euro mehr Umsatz machen und das ist nicht möglich“, so Grünberg.

Grünberg hat 40 Mitarbeiter

Der Familienbetrieb hat 40 Beschäftigte, sieben Geschäfte und zwei Verkaufswagen. „Ich gönne meinen Mitarbeitern die höheren Löhne“, sagt er. Aber für die kurze Zeit sei der Anstieg zu groß. Das lasse sich nicht über Preise an der Theke ausgleichen. Besser qualifizierte Mitarbeiter über Mindestlohn zu bezahlen, so wie er es bisher mache, sei ab Oktober nicht mehr möglich. Das sage er ganz offen.

„Ist die Lage existenzbedrohend?“, will Hoffmann wissen. „Wir müssen kämpfen, aufgeben ist keine Option“, antwortet Grünberg. Er ist Mitglied im Vorstand der Bäcker- und Konditoreninnung Prignitz. Er wisse, dass alle Kollegen vor den gleichen Problemen stehen und manche treffe es noch härter. „Ich zahle für Öl das Doppelte, aber wer mit Gas heizt, das Vier- bis Sechsfache“, so Grünberg.

Kunden kaufen bei Grünberg weniger

Durch die höheren Preise für seine Waren, konnte er den Umsatz steigern. Aber er verkaufe weniger. „Seit März halten die Leute ihr Geld fest.“ Das sei sehr deutlich zu spüren und hänge direkt mit dem Ukrainekrieg und der Bundespolitik zusammen.

„Die Bundesregierung hat Panik verbreitet und hatte keine Antworten für die Bürger. Die Regierung konnte kein Gefühl der Sicherheit vermitteln“, so Grünberg. Er verstehe, dass die Menschen sparsamer sein wollen, aber für die Bäcker verschärfe sich der Existenzkampf. Auch Hoffmann sieht hier ein versagen der Politik.


Quelle: https://www.svz.de/lokales/karstaedt-lenzen-elbtalaue/artikel/energie-und-rohstoffpreise-bringen-prignitzer-baecker-in-gefahr-43236435