14.05.2023, 10:28 Uhr | Presseartikel des Prignitzer (Von Benjamin Lassiwe)

Ältere Lehrer sollen in Brandenburg länger unterrichten
Der neue Bildungsminister nimmt die Pläne für Umwandlung von 200 unbesetzten Lehrerstellen zurück. Das Land will verstärkt um Pädagogen werben.

Im Kampf gegen den Lehrermangel geht Brandenburgs neuer Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) in die Offensive. Bei einer Sitzung des Landesschulbeirats am Samstag nahm er den Plan, 200 nicht zu besetzende Vollzeitstellen in Stellen für Sozialarbeiter und Verwaltungsfachkräfte umzuwandeln, offiziell zurück. Das Vorhaben hatte für Empörung bei Lehrer- und Elternvertretern gesorgt, und letztlich zum Sturz von Freibergs Vorgängerin Britta Ernst geführt.
Werbekampagne für neue Lehrer

Freiberg kündigte eine Werbekampagne an, um möglichst viele Absolventen eines Lehramtsstudiums, ausgebildete Lehrer und Seiteneinsteiger an die Schulen des Landes zu holen. Hierfür soll ein Werbebudget von bis zu zwei Millionen Euro pro Jahr bereitgestellt werden. Kernbestandteil des „Freiberg-Plans“ ist etwas anderes: Ältere Lehrer sollen länger an den Schulen bleiben: Derzeit nutzen 80 Prozent der Brandenburger Lehrer die beamtenrechtliche Möglichkeit, mit 63 Jahren und einem Abschlag bei der Pension vorzeitig in Rente zu gehen.

Bessere Bedingungen für ältere Lehrer
Sie will Freiberg durch attraktivere Arbeitsbedingungen an den Schulen halten: Lehrer jenseits der 63 sollen künftig bis zu zehn Arbeitsstunden pro Woche mit anderen Tätigkeiten als mit Unterricht verbringen dürfen – in der Assistenz der Schulleitung oder zur Betreuung von Seiteneinsteigern und Referendaren.

Denn ein Lehrer, der zehn Stunden pro Woche weniger unterrichtet, steht trotzdem 17 Stunden vor einer Klasse. Ein Lehrer, der in Frühpension geht, unterrichtet hingegen gar nicht mehr.

Stellenbudget für Schulen
„Das Bildungsministerium wird künftig noch deutlicher machen: Brandenburg ist ein attraktiver Standort für Lehrerinnen und Lehrer und bietet ihnen sehr gute Rahmenbedingungen“, kündigte Freiberg an. „Gemeinsam mit Schulämtern, Schulen und Lehrkräften wird das Bildungsministerium, alles daran setzen, den guten Unterricht in Brandenburg zu erhalten.“

So sollen die Schulen ein Stellenbudget für Unterstützungskräfte erhalten, über das sie selbst verfügen können. Die Stellenbesetzung soll durch zusätzliches Personal in den Schulämtern beschleunigt werden. Das Landesinstitut für Schule und Medien wird technisch besser ausgestattet.

Zustimmung aus der Kenia-Koalition
Aus der SPD-Fraktion, die Britta Ernst letztlich die Unterstützung entzogen hatte, erhielt Freiberg am Wochenende ebenso Zustimmung wie von den Koalitionspartnern CDU und Grüne. „Eine großangelegte, landesweite Werbekampagne wird uns helfen, noch mehr Lehrkräfte für unsere Schulen zu gewinnen“, sagte die Bildungspolitikerin Katja Poschmann (SPD).

Auch das Programm „63+“ setze die richtigen Anreize, um verdiente Lehrer bei weniger Unterrichtsstunden weiter zu beschäftigen. „Damit bleiben Kompetenz und Erfahrung für angehende Lehrkräfte sowie für Schülerinnen und Schüler erhalten.“

Reform der Lehrerausbildung muss folgen
Die Bildungspolitikerin und Fraktionsvorsitzende der Grünen, Petra Budke, begrüßte, dass Schulen mit unbesetzten Lehrerstellen ein eigenes Personalbudget erhielten. Als nächstes müsse ein Vorschlag für die Reform der Lehrerbildung folgen, forderte die Grüne.

„Der Plan des Ministers ist, dass mehr Lehrer länger arbeiten“, sagte der CDU-Bildungspolitiker Gordon Hoffmann. „Ich unterstütze das ausdrücklich – wichtig ist aber, dass es am Ende reicht und die Lücken an den Schulen gestopft werden.“

Linke fordert rasche Umsetzung
Die oppositionelle Linke versuchte am Wochenende, das Urheberrecht für die Initiative des Ministers zu beanspruchen. „Die von uns geforderte Rücknahme der Stellenkürzungen steht jetzt im Freiberg- Plan“, sagte die Landtagsabgeordnete Kathrin Dannenberg (Linke).

„Unsere Forderung, ältere Lehrer, also 63 plus, zu entlasten hat ebenso Eingang in den neuen Plan gefunden, wie die von uns verlangte bundesweite Werbekampagne.“ In drei Monaten starte das neue Schuljahr. Es bleibe abzuwarten, ob die Pläne bis dahin unbürokratisch umgesetzt sind und an den Schulen wirken könnten.



Quelle: https://www.svz.de/deutschland-welt/brandenburg/artikel/aeltere-lehrer-sollen-in-brandenburg-laenger-unterrichten-44728504