11.06.2016, 19:55 Uhr | Presseartikel der Märkischen Oderzeitung

Krankenschwestern an Schulen
Landesregierung startet Modellversuch / AOK übernimmt 90 Prozent der Kosten / Skepsis bei der CDU

Potsdam. Brandenburgs Bildungsminister Günter Baaske (SPD) hat mit der Krankenkasse AOK einen Modellversuch ausgehandelt, in den kommenden Jahren den Einsatz von Schulkrankenschwestern zu erproben. Die Qualifizierung soll im Herbst beginnen; das Projekt soll Anfang 2017 starten.
In den nächsten drei Jahren soll an zehn Schulen getestet werden, ob sich dort sogenanntes Gesundheitspersonal bewährt. Die Schulträger werden zurzeit angeschrieben. Grundschulen, Oberschulen und ein Oberstufenzentrum sollen beteiligt sein. Baaske verspricht sich davon einen guten Schritt hin zu mehr Prävention. "Die Schulkrankenschwestern können an den Schulen eine sehr gute Arbeit leisten - und vielleicht auch über eine akute Hilfe mit Verbandszeug und Pflaster hinaus segensreich wirken", sagt der Minister. Die Berliner Charité soll das Projekt wissenschaftlich begleiten. Die AOK übernimmt laut Baaske 90 Prozent der Kosten des Modellversuches. Auch die Arbeiterwohlfahrt, die zunächst eine Vorstudie erstellte, und die Unfallkassen beteiligen sich.

Auf Zuspruch stößt das Vorhaben bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Laut deren Landesvorsitzendem Günther Fuchs ist therapeutisches Personal wichtig. Wenn es etwa darum gehe, Medikamente zu verabreichen, müssten Lehrer entlastet und aus der Haftung genommen werden.

Angesichts von zunehmenden chronischen Erkrankungen und Entwicklungsdefiziten könnten die Schwestern Eltern und Lehrer sinnvoll unterstützen, sagt die bildungspolitische Sprecherin der Linken, Kathrin Dannenberg. Auch die Bildungsexpertin der Grünen, Marie Luise von Halem, begrüßt die Idee. In Skandinavien habe sie sich bewährt. Sie plädiert dafür, an Schulen Kompetenzteams aus Sozialarbeitern, Schulpsychologen und Gesundheitsmitarbeitern aufzubauen. Skeptisch zeigt sich dagegen der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Gordon Hoffmann. Er wendet sich nicht direkt gegen die Erprobung, verweist aber darauf, dass in Skandinavien die Schwestern ganz andere medizinische Kompetenzen hätten als in Deutschland. Mehr Sonderpädagogen oder Schulpsychologen hält er für sinnvoller. Auch die SPD-Abgeordnete Britta Müller ist skeptisch, dass mit dem Modellversuch zu hohe Erwartungen geweckt werden könnten.

Quelle:   www.moz.de