09.05.2017, 21:24 Uhr | Presseartikel der Märkischen Oderzeitung

Stundenausfall überdurchschnittlich
Elternsprecher der Talsandschule geht auf die Barrikaden und verbündet sich mit Abgeordneten und Eltern

Schwedt (MOZ) Bildungsminister Günter Baaske (SPD) meint, Lehrermangel führt nicht zu Unterrichtsausfall in nennenswerten Größenordnungen. An der Schwedter Talsandschule fehlen ein Französisch- und ein Mathematiklehrer. Stundenausfall im März: rund fünf Prozent.

Elternsprecher Steffen Knauthe geht jetzt auf die Barrikaden. Er hat Buch geführt über den Stundenausfall an der Gesamtschule Talsand. Sein Sohn berichtetete, dass der Französisch-Unterricht ausfällt. Knauthe führte fortan Statistik. Da nach sind von den 1860 Stunden im März fast fünf Prozent ausgefallen. Im April sind 43 Stunden Französisch ausgefallen.
Minister Baaske hatte den Bundestagsabgeordneten Jens Koeppen auf dessen Anfrage in der Sache bereits im März informiert: "Die Höhe der ersatzlos ausgefallenen Unterrichtsstunden bewegt sich in den letzten Jahren auf einem niedrigen Niveau.... Auch in ihrem Wahlkreis weichen die Zahlen nicht wesentlich vom Durchschnitt ab (Kreis Barnim 1,8 Prozent, Kreis Uckermark 2,3 Prozent)." Lehrermangel habe im 2. Schulhalbjahr 2015/2016 mit durchschnittlich 0,2 Prozent aller zu vertretenden Stunden an allgemeinbildenden Schulen, bezogen auf das Stundensoll, fast den geringsten Anteil. Die Reduzierung des Unterrichtsausfalls auf ein Mindestmaß nennt Baaske im Brief an Koeppen eines seiner "zentralen politischen Ziele".

 

Das Mindestmaß an Ausfallstunden ist nach Ansicht von Elternsprecher Steffen Knauthe an der Talsandschule längst überschritten. Seiner Rechnung nach ist die Ausfallquote in Mathematik und Französisch "massiv", und der Stundenausfall "deutlich über dem von Herrn Baaske prognostizierten Durchschnitt von 2,3 Prozent in der Uckermark. Die Talsandschule liegt in der Summe irgendwo bei fünf bis sechs Prozent."

Knauthe ist als Vater und Elternsprecher mehr als besorgt. Er sieht das Erreichen des Ausbildungsziel in den Fächern Französisch und Mathematik für seinen Sohn und andere betroffenen Schüler gefährdet und spricht und schreibt an Schule und Behörden, wendet sich an Pontius und Pilatus, um die Situation zu ändern. Sein Telefon- und Briefverkehr mit dem Ministerium und dem Staatlichen Schulamt in Frankfurt brachten die Probleme einer Lösung bisher keinen Schritt näher. Die Talsandschule hat ihren Bedarf bei den zuständigen Stellen angemeldet. Am Montag hat der Elternsprecher der Talsandschule den bildungspolitischen Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Gordon Hoffmann, den CDU-Bundestagsabgeordnete Jens Köppen und Elternvertreter Swen Glasenapp zu einem nicht öffentlichen Krisentreffen mit der Talsand-Schulleitung eingeladen.

Gordon Hoffmann sagte nach der Beratung über den massiven Unterrichtsausfall an der Talsandschule: "Das ist ein Problem nicht nur in Schwedt an der Oder, sondern in ganz Brandenburg. Überall gehen die Eltern auf die Barrikaden, weil der Unterricht ausfällt."

Der absehbare Lehrermangel sei vor Jahren schon von der Landesregierung verschlafen worden. Es gehe nicht nur um Geld für Lehrerstellen, sondern es müssten auch Leute gefunden werden, die auf diese Stellen gehen. Hoffmann fordert eine bedarfsgerechte Lehrerausbildung,den Lehrerberuf mit ordentlicher Bezahlung und Karrierechancen attraktiver zu machen sowie die ländlichen Regionen als Arbeitsort attraktiver zu machen. Die CDU habe dazu unter anderem ein Landlehrerstipendium vorgeschlagen. Gegen einen monatlichen Stipendienzuschuss müssten sich Studenten verpflichten als Lehrer aufs Land zu gehen.

Elternsprecher planen jetzt eine Schulelternkonferenz. Sie wollen den öffentlichen Druck auf Politik und Behörden erhöhen, damit der Unterricht an der Talsandschule ordnungsgemäß läuft und ihre Kinder auch in Französisch und Mathematik unterrichtet werden. Briefe an das Bildungsministerium und den bildungspolitischen Ausschuss im Landtag sollen auf den Missstand Unterrichtsausfall an der Schule aufmerksam machen.


Quelle: http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1572364