27.03.2018, 09:36 Uhr | Presseartikel der Lausitzer Rundschau

Diskussion um Zukunft zweier Schulen
Nur genügend Kinder sichern Erhalt der Grundschulen im Schradenland

Gröden. Die Ruhe um die kommunalen Schulen in Gröden und Hirschfeld trügt, denn die Einschülerzahl reicht diesmal gerade so. Es soll besser werden. Genügt allein die Hoffnung? Von Manfred Feller
Auch wenn die vor 18 Jahren gegründete Evangelische Schradengrundschule in Großthiemig mit heute etwa 60 Schülern gewissermaßen außerhalb der schulplanerischen Konkurrenz läuft und ein deutlich größeres Einzugsgebiet hat, teilt sie sich doch mit den beiden kommunalen Grundschulen die Kinder im Schradenland. Der Nachwuchs von nur 4500 Einwohnern im Amtsbereich reicht momentan gerade so, um Gröden und Hirschfeld zu bedienen. Nach derzeitigem Stand werden zum nächsten Schuljahresbeginn jeweils nur 15 Mädchen und Jungen die Zuckertüte erhalten. Ein Kind weniger und es wird für ein Bildungshaus problematisch. Das kann heißen: Keine Einschulung in einem Jahr, dafür eine größere Klasse im anderen Haus. Nur mehrere Jahre hintereinander darf dies nicht passieren.

Von ihren Eltern für den Schulstart 2018/19 angemeldet wurden 21 Kinder für Hirschfeld und 24 für Gröden. Vor allem Rückstellungen haben diese Zahlen nach Auskunft der beiden Schulleiterinnen Petra Plotzke und Grit Hoigt auf den Grenzwert sinken lassen.

Unter diesen Vorzeichen spricht die CDU im Schradenland gar von Existenzbedrohung. Der von den Christdemokraten initiierte Diskussionsabend in der Alten Schule in Gröden, der sehr gut besucht ist, zeigt, dass das Thema viele bewegt. CDU-Vorsitzender Dr. Sebastian Rick möchte Dampf aus dem Kessel nehmen, um gemeinsam nach einer Option für die Zukunft zu suchen. „Wir sollten nicht auf der Vergangenheit rumhacken und keine alten Grabenkämpfe aufleben lassen“, bittet er um ein konstruktives Miteinander.

Doch zunächst macht jeder auch mit Blick auf bisherige Meinungsverschiedenheiten sein Ding. Gröden, Großthiemig und Merzdorf hatten sich bekanntlich noch im alten Jahr für einen Schulzweckverband ausgesprochen. Die Hirschfelder Gemeindevertreter warteten die Anmeldezahlen ab und votierten dann gegen das gemeinsame Dach. Unter einem Verband, so die Befürworter, lassen sich beide Schulen besser koordinieren und als Standorte erhalten.

Der Weg dorthin scheint nicht abgeschnitten. Aber die aufgeflammte Diskussion sei nicht weiter als vor eineinhalb Jahren, stellt eine Teilnehmerin ernüchternd fest. Die aktuellen Zahlen seien kein Ruhekissen. Die Gemeinden müssten darüber sprechen, wie sie ihre beiden Schulen für die Zukunft aufstellen wollen, plädiert der CDU-Landtagsabgeordnete Rainer Genilke für weitere Gespräche. Er untermauert seinen Appell mit einem weisen Zitat des einstigen Bundespräsidenten Gustav Heinemann: „Wer nichts verändern will, wird auch das verlieren, was er bewahren möchte.“ In diesem Sinne ist die Hirschfelder Schulleiterin Petra Plotzke dafür, dass die Schradenlandgemeinden „unvoreingenommen aufeinander zugehen“.

Weil eine Grundschule für eine Gemeinde mehr ist als nur ein Gebäude im Ort, vielmehr ein Zentrum, ein Faktor für die Entwicklung, rät der Landtagsabgeordnete Gordon Hoffmann, bildungspolitischer Sprecher der Brandenburger CDU, den Einwohnern: „Kämpfen Sie!“ Wenn es sein müsse, auch für eine „Kleine Grundschule“ mit insgesamt nur 45 Schülern. Denn, so der extra aus der Prignitz nach Gröden angereiste Politiker: „Eine Schule, die einmal geschlossen ist, machen Sie nicht mehr auf.“

Hoffnung verbreitet Amtsdirektor Thilo Richter. Die prognostizierten Anmeldezahlen auf Basis der Geburten könnten für die Folgejahre fast immer über 30 liegen. Es gibt Rücksteller, aus denen Nachrücker werden, Wegzüge, aber auch Zuzügler mit Kindern. Gordon Hoffmann unterstützt diesen Optimismus. 2014 rechnete das Land mit 270 000 Schülern in Brandenburg im Jahr 2020. 2016 ging die Prognose schon in Richtung 290 000. Die größten Zuwächse werden natürlich im Speckgürtel erwartet.

Die hauptstadtfernen Gebiete wollen sich entwickeln, können aber nicht wie sie wollen, weil ihnen das Bauland fehlt, kritisiert Wolfgang Kniese aus Hirschfeld. Hemmschuh ist laut Claus Voigt, Bürgermeister in Gröden, der Landesentwicklungsplan, der ausgerechnet den Gemeinden fern von Potsdam vorschreiben will, wie viel Bauland sie ausweisen dürfen. Rainer Genilke rät, dagegen mit Einwänden vorzugehen.



Quelle: https://www.lr-online.de/lausitz/elsterwerda/schulen-im-schradenland-mit-groeden-und-hirschfeld_aid-8139677