12.02.2021, 21:05 Uhr | Pressebericht des Prignitzer

Koalition für Schulöffnung in der Prignitz

Trotz der hohen Infektionszahlen unter anderem in der Prignitz plant Brandenburg offenbar, am 22.  Februar flächendeckend in den Wechselunterricht an Grundschulen einzusteigen. Ulrike Grönefeld, Sprecherin des Potsdamer Bildungsministeriums, wollte auf Nachfrage dieser Zeitung am Donnerstag allerdings noch nicht bestätigen, ob in der neuen Corona-Verordnung regionale Obergrenzen enthalten sind. „Über die Verordnung wird noch verhandelt.“

Doch wie diese Zeitung aus Koalitionskreisen erfuhr, sollen wohl auch in der Prignitz die Grundschulen dann in Betrieb gehen. „Bei Schulen geht es um Bildungsgerechtigkeit für die Kinder im gesamten Land“, sagte der CDU-Bildungsexperte und Prignitzer Landtagsabgeordnete Gordon Hoffmann. Wenn es möglich sei, würde er sich daher ein einheitliches Vorgehen im ganzen Land wünschen. „Selbstverständlich muss trotzdem das Infektionsgeschehen vor Ort berücksichtigt werden.“

Daher spreche man sich für die behutsame Öffnung der Grundschulen im gesamten Land ab 22. Februar aus. Das solle im Wechselmodell, kleinen Gruppen und den entsprechenden Schutzmaßnahmen wie Mund-Nasen-Schutz und einer Teststrategie, erfolgen.

Die Fraktionsvorsitzende der Linken, Katrin Dannenberg, betonte dagegen im Gespräch mit dieser Zeitung, dass zur Öffnung der Schulen auch ausreichende Testkapazitäten für Lehrernde, Lüftungsgeräte und die Ausweitung des Schülerverkehrs gehörten. Man müsse sich auch am R-Wert, der Bettenbelegung auf Intensivstationen und dem Fortschreiten der Impfkampagne orientieren, so Dannenberg. Eine Öffnung der Schulen bei einem Inzidenzwert knapp unter 200 halte sie persönlich für „nicht vorstellbar“.

„Wir sind als Schule noch nicht informiert worden, ob es am 22. Februar eine Öffnung gibt“, sagte Rektor Thorsten Grabau von der Elbland-Grundschule Wittenberge. „Organisatorisch sind wir vorbereitet, werden Eltern und Kinder sofort informieren, wann der Präsenzunterricht startet. Das Hygienekonzept liegt vor.“ Auch die Schulleiterin der Jahn-Grundschule in Wittenberge hatte am Donnerstag keine Information zur Öffnung der Schule. „Wir haben im Vorfeld Konzepte für verschiedene Varianten entwickelt“, so Kerstin Schulz. Organisatorische Probleme für den Schulstart sieht auch sie nicht. Beide Schulleiter sehen eine positive Entwicklung und gute Erfolge beim Homeschooling per Schulcloud, Video- und Telefonkonferenz oder mail. Nur wenige Schüler seien schwierig zu erreichen. Eine Einschätzung der Lernergebnisse sei im Präsenzunterrichtes möglich, trotz guter Rückmeldungen der Schüler.

Dorit Ehlert, stellvertretende Schulleiterin der Geschwister-Scholl-Grundschule Perleberg: „Es ist eine zweischneidige Situation. Für die Kinder ist es ungeheuer wichtig, wieder in die Schule kommen zu dürfen und ihre sozialen Kontakte zu haben.

Die andere Seite ist das Infektionsrisiko, die Ansteckungsgefahr, gerade wo die Inzidenz in der Prignitz wieder steigen. Doch in der Schule ist man gut vorbereitet, hat entsprechende Hyginekonzepte. Die Lehrer werden 14tägig getestet. Durch den Wechselunterricht werde der Unterricht in kleinen Gruppen durchgeführt, sodass auch entsprechende Abstände gehalten werden können.“

„Aus pädagogischer Sicht begrüße ich die Öffnung auf alle Fälle. Das ist besser als Distanzunterricht. Auf Grund der geringen Schülerzahlen, ist es uns möglich auch Wechselunterricht gemäß der Stundentafel anzubieten. Wenn das Wechselunterrichtsmodell kommt, sehen wir dem positiv entgegen“, sagte Werner Krüger, Schulleiter der Oberschule Glöwen mit Grundschulteil. „Die andre Seite ist das ungute Gefühl, das bei den in der Prignitz hohen Zahlen. Daher besteht eine berechtige Sorge auch im Kollegium. Wir warten jetzt auf den Freitag, um zu erfahren, welche Regelungen für Brandenburg gelten.“

Ebenfalls positiv äußert sich Heike Rudolph, Leiterin der Rolandschule in Perleberg. „Noch gebe es keine offizielle Mitteilung, wann die Grundschulen im Land wieder öffnen sollen. Der Schritt sei aber grundsätzlich zu begrüßen. Die Schäden, die der Wirtschaft durch den Lockdown entstehen, könne man finanziell wiedergutmachen. Aber Schäden bei Kindern seien nicht mit Geld zu heilen.“

Die Grundschule habe bereits im vergangenen Jahr ein umfangreiches Hygienekonzept erarbeitet und umgesetzt, daher sei eine schrittweise Öffnung möglich. „Wir möchten sehr gerne die Kinder wieder hier haben“, sagt Heike Rudolph. Homeschooling über Videokonferenz sei kein passendes Modell für die Kleinen, meint die Schulleiterin. Darauf hätten in den letzten Wochen auch viele Kinderpsychologen immer wieder verwiesen.

So sieht es auch Jeremias Telschow (17), Vorsitzender des Kreisschülerrats und Schülersprecher am Perleberger Gottfried-Arnold-Gymnasium. Es sei richtig, die Grundschulen bei der Öffnung zu prorisieren, denn die Grundschüler hätten oft zuhause mit Problemen zu kämpfen, vor allem, wenn sich die Eltern nicht ausreichend kümmern könnten. „Aus bildungspolitischer Sicht halte ich das für richtig.“

„Die Notbetreuung ist in den Prignitzer Kitas seit 18. Januar aufgehoben und der Regelbetrieb wieder eingeführt. Es gibt zwar den Appell an die Eltern, die Kinder zuhause zu lasen, aber 90 Prozent der Eltern bringen die Kinder doch in die Kitas, erläutert Aniko Herms-Neumann, Vorsitzende des Kreiskita-Elternbeirats. „Ich finde es gut, dass unser Landkreis diesen Vorstoß gewagt hat. Es hat sich gezeigt, das Kitas keine Superspreader sind. Wir sollten wieder zurück zur Normalität, das wäre mit Schnelltests für Erzieher gut machbar.“



Quelle: https://www.svz.de/31246492 ©2021