12.03.2021, 19:48 Uhr | Pressebericht des Prignitzer (Von Hanno Taufenbach)

Ministerium gibt die 70 Impfdosen frei
Klinik Perleberg darf impfen

Prignitz | Karsten Krüger ist eine Kämpfernatur. So leicht gibt er nicht auf. Jetzt kann der Geschäftsführer des Kreiskrankenhauses Perleberg lächeln. Seine Klinik darf die 70 übrig gebliebenen Impfdosen an Altenpfleger verimpfen. Das Gesundheitsministerium Potsdam hatte dies zuvor mehrfach abgelehnt. Am Mittwoch die Kehrtwende. Das Ministerium erteilte eine Ausnahmegenehmigung. Zuvor hatte unsere Zeitung mehrfach über den Fall berichtet, hatten Landtagsabgeordnete diesen thematisiert. Gordon Hoffmann (CDU) hat sich der Sache persönlich angenommen und freut sich mit Karsten Krüger.
90 Tage im Kühlschrank lagern
Von den in 100er Packs gelieferten AstraZeneca-Impfdosen sind nach der Impfung 130 eigener Mitarbeiter am 23. Februar 70 übrig geblieben. Diese wollte Krüger an berechtigte Mitarbeiter ambulanter Pflegedienste verimpfen, hatte dafür alles vorbereitet. Das Ministerium sagte Nein. Die Dosen sollten 90 Tage im Kühlschrank lagern für eine Zweitimpfung der Klinikmitarbeiter.

Unsere Zeitung schaltet sich ein
Krüger hätte es sich einfach machen können. Als Geschäftsführer eines mittelgroßen Krankenhauses hat er in der Pandemie genügend andere Sorgen und müsste sich nicht um 70 Impfdosen kümmern. Aber Krüger machte genau das. Er wandte sich an unsere Zeitung. Wir machten die Geschichte öffentlich, schalteten die drei Prignitzer Landtagsabgeordneten ein.

Das Thema erreicht Landtag und Regierung
Es folgten Kommentare, Leserbriefe und weitere Artikel im „Prignitzer". Die Abgeordneten Thomas Domres (Linke), Harald Pohle (SPD) und Gordon Hoffmann (CDU) sprachen in einer ersten Reaktion von einer nicht nachvollziehbaren Entscheidung. Domres und Hoffmann gingen noch weiter. Sie schalteten ihre gesundheitspolitischen Sprecher ein. Die 70 Impfdosen waren plötzlich Thema in Sitzungen der Abgeordneten. Der Fall erreichte auch die Staatskanzlei und den Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD). Ohne Ergebnis.

Reserve für andere Kliniken
Das Ministerium korrigierte lediglich seine erste Aussage. Jetzt sollten die 70 Impfdosen eventuell für Mitarbeiter in anderen Kliniken reserviert und verteilt werden. Karsten Krüger verfolgte all das, sah die Corona-Patienten auf seiner Station, sah die Sterbefälle und entschied sich für einen neuen Versuch. An diesem Dienstag schrieb er wieder an das Ministerium, bat erneut um Freigabe der 70 Impfdosen, schickte eine Namensliste der Impfkandidaten. Er verwies auf die Aussagen Woidkes und der Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher, die beide dafür werben, Astrazeneca zügig zu verimpfen. All das ist nicht sein Job. Krüger bekam keine positive Antwort. Sein Kommentar am Dienstagabend. "Nein, wir geben nicht auf. Das, was wir wollen, ist einfach logisch und sachgerecht. Also Ausdauer und wir warten ab." Gordon Hoffmann bleibt hartnäckig In Potsdam zieht das Thema Kreise. Mal wird es offiziell angesprochen, mal intern. Das belegen diverse Mitteilungen, die unserer Redaktion vorliegen.

Gordon Hoffmann bleibt hartnäckig.
In der vergangenen Woche schaltet er den Landes-Impfbeauftragten Carsten Saß (CDU) ein. Da hatte der gerade seinen ersten Arbeitstag. Hoffmann bohrt, fragt nach, hält den Kontakt zum Krankenhaus. Mit den ersten Antworten gibt er sich nicht zufrieden. Erstmals deutet sich am späten Dienstagabend eine Wende an. Unsere Zeitung erhält die Information, dass die Perleberger Klinik einen guten Vorschlag gemacht habe, dem man folgen wolle.

Am Mittwoch schaut Karsten Krüger morgens in sein Mailfach. Keine neue Antwort. Mittags keine neue Antwort. Gordon Hoffmann wendet sich ein weiteres Mal an das Gesundheitsministerium. Am Nachmittag erreicht die erlösende Nachricht Krügers Büro.

Am Freitag wird geimpft
"Wir haben die Freigabe als Einzelfallregelung erhalten und freuen uns sehr", sagt Karsten Krüger. Er bedankt sich bei allen Beteiligten, die zu diesem Erfolg beigetragen haben. "Wir werden am Freitag 38 Altenpfleger impfen", so Krüger. Zeitgleich werden Lehrer geimpft. Für sie stehen zusätzlich 100 Impfdosen zur Verfügung. "Da sich mehr Lehrer angemeldet haben, können wir jetzt auch ihnen eine Impfung geben." Die wenigen verbleibenden Dosen aus dem Kühlschrank bekommen seine eigenen Mitarbeiter, die zu den bisherigen Impfterminen verhindert waren. "Wir bringen also noch einmal 170 Dosen in die Frau oder den Mann", sagt Krüger. Seit Januar hat die Klinik bereits etwa 630 Erst- und rund 500 Zweitimpfungen verabreicht.


– Quelle: https://www.svz.de/31560807 ©2021